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Der richtige Brandschutz im Lager: Die 5 wichtigsten Maßnahmen

23.01.2024 11:49:35

Über ein Drittel aller großen Brandschäden entstehen im industriellen Bereich im Lager. Ein Brand im Lagerbereich kann für Betriebe besonders verheerend sein und sogar die Existenz des Betriebs gefährden. Das Brandschutzkonzept muss deswegen vollständig gedacht und an die ständigen Veränderungen in der Nutzung, Logistik und Fördertechnik im Lager angepasst werden.

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Brandschutz ist das A und O

Der Brandschutz im Lager richtet sich in erster Linie nach der Muster-Industriebau-Richtlinie (MIndBauRL, 2014). Entsprechend der Richtlinie sind Industriebauten Gebäude, "die der Produktion [...] oder Lagerung von Produkten und Gütern dienen". Die Richtlinie regelt die Mindestanforderungen für die Feuer-Widerstandsfähigkeit der Bauteile, die Brennbarkeit der Baustoffe, die Größe der Brand- und Brandbekämpfungsabschnitte sowie die Anordnung, Lage und Länge der Rettungswege. 

Der Brandschutz im Lager muss bereits vor dem Bau bei der Planung der Lagerhalle bedacht werden. Nur so können optimale Sicherheitsbedingungen hinsichtlich der Brandverhütung und der sicheren Verteilung von Waren im Lager gewährleistet werden. Doch Brandschutz ist nicht nur ein bauliches Thema, sondern auch ein Thema, das durch die Mitarbeitenden getragen wird. Jede Person, die im Lager arbeitet, kann das Brandrisiko und die Brandfolgen selbst durch richtiges Handeln verringern. 

Brandschutz bedeutet, mögliche Situationen, die einen Brand auslösen könnten, zu vermeiden und das Brandrisiko so auf ein Minimum zu reduzieren. Dabei gibt es einige wichtige Maßnahmen, die getroffen werden sollten. Dabei sind nicht nur die baulichen Maßnahmen zu berücksichtigen, sondern auch die Maßnahmen, die durch die Mitarbeitenden getroffen und von ihnen berücksichtigt werden können.

Maßnahmen für den baulichen Brandschutz in Industriebauten und Lager

Moderne Lagerhallen bestehen oftmals aus engen Gängen und 10 bis 20 Meter hohen Regalen. Grundsätzlich gilt: Je höher das Lager, desto höher auch die Anforderungen an den Brandschutz. Da große Höhen das manuelle Löschen von Bränden meist schwierig machen, sind ab einer Lagerguthöhe von 7,5 Metern bereits selbstständige Feuerlöschanlagen bzw. Sprinkleranlagen gefordert. Bei Hochregallagern mit einer Höhe von 9 Metern oder mehr sind weitere Anforderungen zu erfüllen. Diese finden sich in den Empfehlungen für Hochregalanlagen (VDI 3564, 2016). 

Auch die Installation von Brandmeldeanlagen ist maßgebend für einen ausreichenden Brandschutz im Gewerbe. Man unterscheidet verschiedene Brandmeldeanlagen. Sie reagieren entweder auf Flammen, Farbe oder Rauch. Gerade die Rauchbildung sollte bei Lagerbränden nicht missachtet werden. Brandrauch stellt vor allem auch für die Mitarbeitenden eine Gefahr dar. Die meisten Personen versterben nicht durch die Flammen, sondern durch die toxischen Rauchgase.

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Das richtige Löschmittel

Daneben unterscheidet man voll- und halbautomatische Löschanlagen, welche mit Wasser, Schaum oder Gas arbeiten. Bei Lagern richtet sich die Wahl des Löschmittels primär nach den gelagerten Materialien und Stoffen. Man unterscheidet die folgenden Brandklassen: 

  • Brandklasse A: Feste, glutbildende Stoffe 
  • Brandklasse B: Flüssige oder flüssig werdende Stoffe 
  • Brandklasse C: Gasförmige Stoffe 
  • Brandklasse D: Brennbare Metalle 
  • Brandklasse F: Speiseöle und -fette 

Je nach brennendem Stoff sind unterschiedliche Löschmittel notwendig. So lassen sich Brände der Klasse A, B und C mit einem Pulverlöscher mit Glutbrandpulver bekämpfen. Metallbrände werden durch Metallbrandpulver gelöscht und brennende Speiseöle und -fette durch einen Fettbrandlöscher. Dieses Löschmittel kann auch bei Bränden der Klasse A und B eingesetzt werden. Auch der Schaumlöscher ist für Brände der Klasse A und B geeignet. Der Wasserlöscher kann nur bei Bränden der Klasse A und der Kohlendioxidlöscher nur bei Bränden der Klasse B eingesetzt werden. 

Um bei an der Decke montierten Sprinkleranlagen zu gewährleisten, dass das Löschmittel auch die unteren Ebenen des Regals erreicht, eignen sich feuerverzinkte Gitterrostböden. Sie sind wasser- und luftdurchlässig und daher ideal für den Einsatz von Sprinkleranlagen. Daneben können auch Behälter mit Wasserablauflöchern oder Fachböden mit Wasserlöchern genutzt werden. So kann das Löschmittel problemlos in die unteren Ebenen durchsickern.

Fluchtwege und Brandabschnitte

Bei der Ausrichtung der Regalanlagen und Fördermaschinen muss sichergestellt werden, dass die Fluchtwege im Brandfall frei sind und zur Flucht bereitstehen. Lagerbrände werden schnell zur Gefahr, wenn die Mitarbeitenden aufgrund eines Brandes keinen Ausgang mehr finden. Genauso gefährlich wird ein Brand, wenn der Brandherd nicht erreicht werden kann. Bei Verschiebregalen gibt es deswegen die Möglichkeit, eine Brandschutzstellung einzurichten. Über Nacht öffnen sich die Gänge zwischen den Regalen automatisch, um im Brandfall den Zugang zum Brandherd zu ermöglichen. 

Um eine Brandausbreitung und weitere Schäden durch Feuer im Lager zu vermeiden, sind zudem Brandabschnitte gefordert. Sie verhindern die ungehinderte Ausbreitung des Feuers, ähnlich wie Brandschneisen bei einem Waldbrand. Das erleichtert auch die gezielte Brandbekämpfung im Anschluss durch die Feuerwehr und verringert die Gefahr von Löschschäden an angrenzenden Waren. Die Unterteilung in die Brandabschnitte kann sowohl durch Brandwände als auch durch Freiflächen erreicht werden. Die Bemessung der Brandabschnitte richtet sich nach Abschnitt 6 in der MIndBauRL. Unter Umständen erfordert die Installation von Brandschutzwänden auch die Einrichtung von Brandschutztüren, um den Durchgang für Fahrzeuge und Mitarbeitende weiter zu gewährleisten.

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Lagerbrände vermeiden 

Neben allen baulichen Maßnahmen äußern sich Brandschutzmaßnahmen auch in der Lagerung der Stoffe. So sollten entflammbare und brennbare Produkte separat gelagert und vor weiteren Risiken geschützt werden. Durch die Aufteilung der Waren in verschiedene Bereiche wird auch die Brandlast verringert. Die Brandlast ergibt sich aus dem Brandverhalten sowie dem Temperatur-Zeit-Verhalten eines Stoffes. Durch die getrennte Lagerung wird nicht nur die Sicherheit im Lager gewährleistet. Gleichzeitig wird auch der Bereich mit besonders hohen Brandschutzanforderungen besonders gering gehalten. 

Daneben muss der Brandschutz im Lager auch bei der Verpackung der Produkte bedacht werden. So sind die Kartons, in denen Produkte eingelagert sind, meist aus Kostengründen nicht mit Flammschutzmitteln behandelt worden. Zusätzlich begünstigen Etiketten oder Versiegelungen auf dem Karton eine starke Rauchentwicklung und die Absonderung giftiger Rauchgase. 

Auch die Schrumpffolie, die zum Einwickeln von Paletten genutzt wird, kann in Gewerbehallen ein Risiko darstellen. In erster Linie wirkt die Folie schützend. Sie verursacht selbst keinen Brand und kann sogar als Barriere vor äußerer Erhitzung dienen. Erhitzt sich die Folie dadurch jedoch zu stark, verwandelt sie sich in brennbares Trockenmaterial, welches einen Brand noch weiter fördert. Gegebenenfalls muss hier nach anderen, sichereren Verpackungsmethoden gesucht werden. 

Brandschutz fängt beim Menschen an 

Brandschutz findet nicht nur in der Lagerhalle statt. Das Thema ist bereits vor den Toren des Betriebsgeländes präsent. So ist Brandstiftung ein großer Bestandteil, wenn es um die Brandursachen geht. Unbefugte können durch hohe Zäune daran gehindert werden, auf das Gelände zu gelangen. Daneben helfen Kameras, eine gute Ausleuchtung des Geländes und Einbruchmeldeanlagen dabei, unbefugte Zugänge schnell zu identifizieren. Im Tagesbetrieb können Besucherausweise dabei helfen, Unbefugte abzuhalten. 

Gleichzeitig kann auch darauf geachtet werden, keine brennbaren Stoffe, wie gestapelte Paletten, an den Außenwänden des Lagers stehen zu lassen. Leicht entzündliche Stoffe sollten gesichert aufbewahrt werden, um Brandstiftern keine zusätzliche Angriffsfläche zu geben. Die eigenen Mitarbeitenden hingegen sollten besonders beim Thema Rauchen aufgeklärt werden, um nicht unfreiwillig durch Unachtsamkeit selbst zu Brandstiftern zu werden. Bestenfalls werden klare Raucherzonen definiert und in den anderen Lagerbereichen Rauchverbote festgelegt. 

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Das Wichtigste auf einen Blick 

Brandschutz ist ein großes Thema, das breit gedacht werden muss. In der Industrie muss der Brandschutz bereits bei der Planung der Lagerhalle bedacht werden. Das Brandschutzkonzept beinhaltet alle Brandschutzmaßnahmen, die für den Brandfall getroffen wurden. So können eine Brandausbreitung bestenfalls verhindert und der Schaden gering gehalten werden. Im Folgenden die Top 5 wichtigsten Maßnahmen: 

  • Sprinkleranlagen: Güter in hohen Höhen können nur schwer manuell gelöscht werden. Hier bieten sich voll- oder halbautomatische Löschanlagen an. Je nach gelagerten Stoffen muss zwischen Wasser, Schaum und Gas als Löschmittel gewählt werden. Wenn das Lagergut empfindlich gegenüber Wasser ist, zum Beispiel Papier, dann ist es ratsam, eine Gaslöschanlage zu wählen, die etwas teurer ist. 
  • Flucht- und Rettungswege: Nicht nur für die Mitarbeitenden im Lager, sondern auch für die Rettungskräfte muss im Brandfall der Weg frei sein. Die Flucht- und Rettungswege müssen bei der Platzierung von den Staplern sowie bei der Ausrichtung der Regale zwingend bedacht werden. 
  • Brandabschnitte: Um die Folgen eines Brandes sowie von Löschwasser zu verringern, sollten in größeren Hallen Brandabschnitte eingerichtet werden. Diese können durch Brandwände inklusive Brandschutztüren sowie durch Freiflächen geschaffen werden. Sie gewährleisten den Schutz der Güter, die vom Brand nicht direkt betroffen sind. 
  • Brennbares Lagergut: Nicht nur bauliche Brandschutzmaßnahmen sind entscheidend, auch die Produkte und Produktverpackungen können zum Risiko werden. So sollte die Brandlast möglichst gering gehalten werden. Das ist zum Beispiel durch die Unterbringung besonders brandgefährdeter Stoffe in einem separaten Bereich möglich. 
  • Menschliche Gefahren: Brandstiftung und Rauchen sind Themen, die durch die Mitarbeitenden und Außenstehenden selbst getragen werden. Der Schutz der Lagerhallen beginnt bereits durch die Absicherung des Geländes mittels Zäunen, Kameras und Einbruchmeldeanlagen. Innerhalb des Unternehmens muss auch die Brandgefahr durch das Rauchen der Mitarbeitenden berücksichtigt werden. Hier bieten sich Raucherzonen und Rauchverbote an. 

Auch bei Berücksichtigung aller Faktoren kann das Brandrisiko im Lager nie ganz ausgeschlossen werden. Dennoch sollten alle notwendigen Schutzmaßnahmen getroffen werden, um zumindest die Schäden durch Feuer und Löschmaßnahmen einzugrenzen. 

Das richtige Zubehör für jede Situation 

Der Brandschutz im Gebäude ist vor allem für die Industrie von Bedeutung. Ein Feuer in einer Lagerhalle kann sich schnell zu einer großen Gefahr entwickeln, wenn nicht umgehend gehandelt wird. Für die Mitarbeitenden bieten sich in erster Linie Feuerlöscher an, um einen Entstehungsbrand gleich zu löschen. In unserem Shop findet sich zum Einen der Feuerlöscher 6 kg für den Betrieb in der Gewerbehalle sowie der Feuerlöscher 2 kg für das Mitführen im Fahrzeug oder Flurförderzeug. Damit ist auch der Brandschutz unterwegs gewährleistet. Beide Feuerlöscher sind mit dem Löschmittel Pulver gefüllt und eignen sich daher für die Brände der häufigsten Brandklassen A, B und C.  fire-blanket

Für den Brand von Gabelstaplern bietet sich außerdem unsere Feuerlöschdecke an. Sie gewährleistet das schnelle Ersticken eines Entstehungsbrandes und eignet sich selbst für den Einsatz bei Batteriebränden. Sie ist im Vergleich zu den Feuerlöschern besonders effizient und lässt sich außerdem kompakt verstauen und problemlos mitführen.

 

Alexander Ohm

Von Alexander Ohm

Leiter Ersatzteilvertrieb

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