Die Lagerung von Waren stellt für Unternehmen eine essenzielle Funktion dar, die einen signifikanten Einfluss auf die gesamte Logistik- und Lieferkettenstrategie im Betrieb hat. Um die Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu maximieren, ist es von entscheidender Bedeutung, die verschiedenen Lagerarten zu verstehen und richtig einzusetzen.
In diesem Leitfaden geben wir eine umfassende Übersicht über die verschiedenen Lagerarten, ihre spezifischen Merkmale sowie ihre Vor- und Nachteile .
- Kommissionier- bzw. Auftragslager
- Vorrats- bzw. Bedarfslager
- Puffer- bzw. Zwischenlager
- Distributions- bzw. Auslieferungslager
- Produktions- bzw. Beschaffungslager
- Umschlags- bzw. Transitlager
- Fazit: Welche Lagerarten gibt es?
1. Kommissionier- bzw. Auftragslager
Kommissionier- und Auftragslager sind Lager, die speziell für die Auftragsabwicklung und -zusammenstellung betrieben werden. Sie bieten effiziente Lösungen für die Lagerhaltung und Distribution und sind darauf ausgelegt, den Anforderungen verschiedener Kunden gerecht zu werden.
Kommissionierlager bzw. Auftragslager ermöglichen einen hohen Warenumschlag bei der Lagerung von Stückgut. Übliche Regallösungen für diesen Lagertyp sind Weitspann- oder Fachbodenregale. Da Autopiloten in dieser Lagerart nicht genutzt werden können, kommen Picking-AMRs (autonome mobile Roboter) und Kommissionierer in der Regel vermehrt zum Einsatz. Die Lagerlogistik spielt eine entscheidende Rolle in Kommissionierlagern, da sie die Effizienz der Auftragsabwicklung und die Kundenzufriedenheit durch optimierte Lagerprozesse und -technologien verbessert.
Vorteile:
- Effiziente Auftragsabwicklung: Kommissionier- und Auftragslager sind darauf spezialisiert, Bestellungen schnell und präzise zusammenzustellen. Dies führt zu kürzeren Lieferzeiten und höherer Kundenzufriedenheit.
- Skalierbarkeit: Diese Lager können leicht an saisonale Schwankungen und variierende Auftragsvolumina angepasst werden, was eine flexible Ressourcennutzung ermöglicht.
- Spezialisierte Lagerprozesse: Durch den Fokus auf die Auftragsabwicklung können die Lager spezielle Prozesse und Technologien einsetzen, wie z.B. automatisierte Kommissionierungssysteme, die die Effizienz weiter steigern.
Nachteile:
- Abhängigkeit von Drittanbietern: Wenn das Lager von einem externen Dienstleister betrieben wird, besteht eine Abhängigkeit hinsichtlich der Servicequalität und Zuverlässigkeit des Anbieters.
- Geringere Kontrolle: Unternehmen haben weniger direkte Kontrolle über die Lagerprozesse und müssen sich auf die Effizienz und Genauigkeit des Dienstleisters verlassen.
- Zusätzliche Kosten: Die Nutzung eines spezialisierten Kommissionier- und Auftragslagers kann zusätzliche Kosten verursachen, insbesondere wenn maßgeschneiderte Services oder Technologien benötigt werden.
2. Vorrats- bzw. Bedarfslager
Ein Vorrats- oder Bedarfslager ist eine beliebte Wahl für Unternehmen, die Flexibilität und Kosteneffizienz suchen. Diese Art von Lager bietet spezialisierte Lagerlösungen und -services an. Dabei ist es wichtig, die Lagerzeiten zu minimieren, um Lagerkosten zu optimieren und die Effizienz zu steigern.
Der Warenumschlag ist bei dieser Lagerart zwar gering, dafür ist hier eine Automatisierung durch die Nutzung eines Autopiloten möglich – auch wenn sie sich in manchen Fällen als unrentabel erweisen kann. Ähnlich sieht es mit der Nutzung von Picking AMR aus. Das Vorratslager bzw. Bedarfslager ist als Schmalgang- oder Shuttlelager möglich und bietet Platz für Paletten oder Großgebinde.
Vorteile:
- Weniger Kapitalbindung: Durch das Vorratslager müssen Unternehmen weniger Kapital in Lagerinfrastruktur und -ausstattung binden. Dies ermöglicht es, finanzielle Ressourcen anderweitig zu nutzen.
- Professionelle Lagerverwaltung: Bedarfslager verfügen über spezialisierte Fachkenntnisse und Technologien, um Lagerprozesse effizient und effektiv zu managen. Dies kann zu einer verbesserten Lagerleistung und Kosteneinsparungen führen.
- Flexibilität bei saisonalen Schwankungen: Bedarfslager können ihre Kapazitäten an saisonale Schwankungen oder unvorhergesehene Nachfragespitzen anpassen, was Unternehmen eine größere Flexibilität bietet.
Nachteile:
- Geringere Kontrolle: Unternehmen haben weniger direkte Kontrolle über die Lagerprozesse und sind auf die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Lagers angewiesen.
- Abhängigkeit vom Lager: Eine starke Abhängigkeit von einem externen Lager kann Risiken bergen, insbesondere wenn es zu Serviceausfällen oder Qualitätsproblemen kommt.
3. Puffer- bzw. Zwischenlager
Zwischenlager, auch Pufferlager genannt, dienen der vorübergehenden Lagerung von Waren während des Transports. Diese Lager sind strategisch entlang der Lieferkette positioniert, um den reibungslosen Fluss von Waren zu unterstützen. Der Standort eines Pufferlagers ist entscheidend, um effiziente Logistik zu gewährleisten und die spezifischen Anforderungen der Geschäftsprozesse zu erfüllen.
Die temporäre Zwischenlagerung von Gütern erfordert spezifische Anforderungen und Sicherheitsvorkehrungen, um den hohen Warenumschlag effizient zu bewältigen. Das Pufferlager bzw. Zwischenlager ermöglicht einen hohen Warenumschlag bei der Lagerung von Paletten und kann als Block-, Shuttle-, Durchlauf- oder Einfahrlager errichtet werden. In der Zulieferung werden oft Autopiloten und Gabelstapler eingesetzt. Auch die Picking AMR-Nutzung ist möglich.
Vorteile:
- Verbesserung der Lieferkettengeschwindigkeit: Zwischenlager ermöglichen eine schnellere Abwicklung von Warenströmen, indem sie die Transportzeiten verkürzen und die Verfügbarkeit der Produkte entlang der Lieferkette verbessern.
- Reduzierung der Transportkosten: Durch die strategische Platzierung von Pufferlagern können Unternehmen Transportkosten senken, indem sie größere Sendungen konsolidieren und effizientere Transportwege nutzen.
- Flexibilität in der Logistikplanung: Zwischenlager bieten Flexibilität bei der Planung und Steuerung von Logistikprozessen, insbesondere bei der Handhabung von Verzögerungen oder unerwarteten Ereignissen.
Nachteile:
- Zusätzliche Handlingskosten: Das Umlagern und Zwischenlagern von Waren kann zusätzliche Handlingskosten verursachen, die die Gesamtkosten der Lagerhaltung erhöhen.
- Potenziell höhere Risiken durch häufigeres Umlagern: Waren, die häufig umgelagert werden, sind einem höheren Risiko von Beschädigungen oder Verlusten ausgesetzt.
4. Distributions- bzw. Auslieferungslager
In Distributions- bzw. Auslieferungslagern geht die gelagerte Ware in der Regel sofort in das Eigentum des Abnehmers über, sobald sie angeliefert wird. Die Rechnungsstellung erfolgt häufig bereits bei der Lieferung. Die Gestaltung solcher Lager ist entscheidend, um eine effiziente Lagerhaltung und Verteilung der Waren sicherzustellen.
Der Warenumschlag in einem Distributionslager bzw. Auslieferungslager ist hoch, während die Ladungsträger variieren können. Das genutzte Lagersystem ist abhängig vom Ladegut, genauso wie die Nutzung eines Autopiloten. Auch der Einsatz von Picking AMRs ist in dieser Lagerform häufig anzutreffen.
Vorteile:
- Schnelle Verfügbarkeit und reibungslose Distribution: Distributionslager stellen sicher, dass Produkte schnell verfügbar sind und effizient an Kunden ausgeliefert werden können, was die Lieferkettenprozesse optimiert.
- Verbesserte Lagerverwaltung: Durch ein gut organisiertes Distributionslager können Bestände besser verwaltet und die Lieferzeiten verkürzt werden.
- Kosteneffizienz: Durch zentrale Lagerhaltung und gebündelte Transporte können Kosten gesenkt und Prozesse effizienter gestaltet werden.
Nachteile:
- Hoher Kapitalbedarf: Der Abnehmer muss die gelagerte Ware sofort bezahlen, was zu einer höheren Kapitalbindung und Belastung des Cashflows führen kann.
- Logistische Komplexität: Distributionslager erfordern eine präzise Planung und Koordination, um sicherzustellen, dass die richtigen Produkte zur richtigen Zeit an den richtigen Ort gelangen.
- Lagerhaltungskosten: Die Kosten für Lagerhaltung und Verwaltung können hoch sein, insbesondere wenn große Mengen an Beständen verwaltet werden müssen.
5. Produktions- bzw. Beschaffungslager
Ein Produktions- oder Beschaffungslager dient zur Lagerung von Rohstoffen, Halbfabrikaten oder Montagekomponenten, die für die laufende Produktion eines Unternehmens benötigt werden. Diese Art von Lager stellt sicher, dass die Produktion nicht durch Materialengpässe unterbrochen wird und stets ein ausreichender Bestand vorhanden ist.
Es ist wichtig, den passenden Lagertyp zu wählen, um die Lagerung der Rohstoffe und Komponenten optimal zu gestalten und den spezifischen Anforderungen gerecht zu werden. Ein Produktionslager bzw. Beschaffungslager ermöglicht einen variablen Warenumschlag von Paletten oder Gitterboxen. Das Lager kann als Schmalganglager oder mit Hilfe von Verschieberegalen aufgebaut werden. Die Autopilotnutzung ist zwar nur bei der Nutzung von Verschieberegalen möglich, dafür aber oft gewählt. Auch die Picking AMR-Nutzung ist hier möglich.
Vorteile:
- Kontinuierliche Produktionsversorgung: Produktionslager stellen sicher, dass immer genügend Materialien für die laufende Produktion zur Verfügung stehen, wodurch Produktionsausfälle vermieden werden.
- Effiziente Bestandsverwaltung: Durch die Verwaltung der Produktionsmaterialien in einem zentralen Lager können Unternehmen den Materialfluss steuern und Engpässe oder Überbestände vermeiden.
- Kostensenkung durch Mengenrabatte: Die Lagerung großer Mengen von Rohstoffen kann es Unternehmen ermöglichen, Mengenrabatte von Lieferanten zu nutzen und dadurch die Beschaffungskosten zu senken.
Nachteile:
- Hohe Lagerhaltungskosten: Die große Menge von Produktionsmaterialien kann hohe Lagerkosten verursachen, insbesondere wenn spezialisierte Lagerbedingungen erforderlich sind.
- Kapitalbindung: Die Lagerung von Rohstoffen und Halbfabrikaten bindet Kapital, das anderweitig genutzt werden könnte. Dies kann die finanzielle Flexibilität eines Unternehmens einschränken.
- Veraltete Bestände: Materialien, die über längere Zeit gelagert werden, können veralten oder an Wert verlieren, insbesondere bei technologisch schnelllebigen Produkten.
6. Umschlags- bzw. Transitlager
Ein Umschlags- oder Transitlager wird zur Zwischenlagerung und Umladung von Gütern verwendet, bevor diese an ihren endgültigen Bestimmungsort weitertransportiert werden. Diese Lager sind oft verkehrsgünstig an Umschlagplätzen wie Häfen, Flughäfen oder großen Verkehrsknotenpunkten gelegen. Die eingesetzte Lagertechnik spielt eine entscheidende Rolle, um eine effiziente Handhabung der Güter in Umschlagslagern zu gewährleisten.
In einem Umschlagslager bzw. Transitlager ist der Warenumschlag kontinuierlich gegeben. Diese Lagerart ermöglicht die Lagerung von Paletten, Behältern oder Stückgut. Neben den üblichen Regalsystemen kommt auch Autostore als Lagersystem in Frage. Die Autopilot-Nutzung ist stark eingeschränkt, während Picking-AMRs in diesem Umfeld gut einsetzbar sind.
Vorteile:
- Effiziente Güterverteilung: Umschlagslager ermöglichen eine schnelle und effiziente Verteilung von Waren, indem sie den Transit zwischen Transportmitteln beschleunigen und Zwischenlagerzeiten minimieren.
- Kostenoptimierung durch Konsolidierung: Durch die Bündelung von Teillieferungen zu größeren Sendungen können Transportkosten gesenkt und Lieferrouten optimiert werden.
- Flexibilität und Reaktionsfähigkeit: Umschlagslager bieten die Möglichkeit, flexibel auf Änderungen in der Lieferkette zu reagieren, wie etwa Verzögerungen oder Nachfrageschwankungen.
Nachteile:
- Erhöhte Umschlagskosten: Das häufige Umladen und Handhaben von Gütern kann zusätzliche Kosten verursachen und den Lagerbetrieb verteuern.
- Risiko von Beschädigungen: Durch das häufige Umladen und Transportieren erhöht sich das Risiko, dass Waren während des Prozesses beschädigt werden oder verloren gehen.
- Erhöhte Logistikkomplexität: Die Koordination von Anlieferungen, Lagerung und Weitertransport kann komplex und anspruchsvoll sein, insbesondere bei internationalen Lieferketten.
7. Fazit: Welche Lagerarten gibt es?
Die Wahl der geeigneten Lagerart hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, einschließlich der Art der gelagerten Waren, der Geschäftsstrategie und der spezifischen Anforderungen.
Die Wahl der passenden Lagerart ist kein Zufall, sondern eine strategische Entscheidung. Wer die Unterschiede kennt und gezielt einsetzt, schafft die Grundlage für schlanke Prozesse, schnelle Reaktionsfähigkeit und nachhaltige Kosteneffizienz. Die Übersicht über die Lagerarten hilft dabei, den eigenen Bedarf klar einzuordnen und die Lagerstrategie optimal auszurichten.